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ART INTERNATIONAL ZURICH 2024
26th Contemporary Art Fair
11-13 Oct. 2024

ART INTERNATIONAL ZURICH 2012


Galerie Central - Skulpturen der kanadischen Inuit


Die Galerie Central vertritt Skulpturen der kanadischen Inuit.
Durch direkte Kontakte zu den Künstlern, die in abgelegenen und schwer zugänglichen Regionen der kanadischen Arktis leben, ist es möglich, erstklassige Arbeiten von musealer Qualität in der Zürcher Galerie zu zeigen.

«I know that carving was a pastime of our ancestors, to stave off loneliness. I reflect on that. You know, now that people have jobs in town, it is carving that is a lonely activity»
Lucy Tasseor

Die kanadische Arktis ist seit mindestens 4000 Jahren bewohnt. Überleben war in dieser harschen Umwelt nur durch besonderes handwerkliches Geschick möglich. Ende der 1940er Jahre entwickelte sich im heutigen Nunavut eine Form der zeitgenössischen Bildhauerei. Die sogenannte Inuit-Kunst verdankt ihr Entstehen dem Aufeinandertreffen zweier Einflüsse: einerseits der traditionellen Inuit-Kultur, andererseits der westlichen Kultur des 20. Jahrhunderts. Das interkulturelle Klima im kanadischen Nunavut wurde zum Nährboden einer Kunst, die seit den 40er Jahren höchste Anerkennung und grosse Bewunderung gefunden hat. Sie erzählt von Mythen, Legenden und der zähen Beharrlichkeit ihrer Erschaffer.

Die lebensfeindliche Umwelt der Inuit hat deren ausgeprägten Kunstsinn geprägt - obschon in ihrer Sprache kein Begriff für «Kunst» existiert. Sananguaq - der übliche Begriff für Steinbildhauerei, bedeutet die Wirklichkeit im kleinen Format zu imitieren, eine Fiktion oder Realität zum Leben erwecken. Die künstlerischen Arbeiten der Inuit sind persönliche, von Erinnerung geprägte Reflexionen ihrer eigenen Geschichte und Kultur. Sie reflektieren aber auch die gegenwärtige Lebenssituation der Inuit. Wie gross die Gegensätze des Lebens in der Arktis sind, formulierte eine Künstlerin so: «Ich weiss, ich hatte ein ungewöhnliches Leben. Ich bin in einem Zelt aus Tierhäuten geboren, um während meiner Lebenszeit im Radio zu hören, dass zwei Männer auf dem Mond gelandet sind.»

In diesem Spannungsfeld entwickelten sich Künstlerpersönlichkeiten, deren ausgeprägter eigener Kunststil einerseits an die Ursprünge der Inuit-Kultur, andererseits an die minimalistische Formensprache der Moderne erinnert. Obschon die Inuit-Kunst vor 70 Jahren von kanadischen Siedlern angeregt wurde, verstanden es die Inuit, in ihren Werken traditionelle Werte und Erinnerungen an eine vergangene Zeit wach zu halten. Doch sie taten mehr, als gängige Formen zu reproduzieren. Ihre Arbeiten wurden zum Ausdruck einer persönlichen Vision und eines unverkennbaren eigenen Stils der Künstlerpersönlichkeit.

In namhaften Museen Nordamerikas und in privaten Sammlungen sind ihre Werke vertreten. Zu den Schöpfern einer unverwechselbaren visuellen Sprache gehören anerkannte Bildhauer wie Lucy Tasseor Tutsweetok (*1934), John Pangnark (1920-1980), Elisabeth Nootaraloo (1914-1999), Judas Ullalaq (1937-1999), Barnabus Arnasungaaq (*1924).

Die Galerie Central stellt auf der ART INTERNATIONAL ZURICH 2012 frühe Arbeiten weltweit anerkannter Inuit-Künstler aus den 1960er und 70er Jahren vor.

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Barnabus Arnasungaaq (*1924)
Barnabus Arnasungaaq ist ein Bildhauer der 1. Generation, der immer noch in Baker Lake arbeitet. Der Künstler wurde 1924 geboren und prägte in der Keewatin-Region einen eigenen Stil, der seit über vier Jahrzehnten viele Sammler fasziniert. Der schwarze, harte Stein, der den Bildhauern zur Verfügung steht ist schwer zu bearbeiten und ermöglicht keine detailgenaue Wiedergabe. Gerade deshalb hat sich in dieser Region eine eigene Formensprache entwickelt, die dem Material eine fühlbare Qualität und den Skulpturen eine Monumentalität und zeitlose Präsenz verleiht.
Die Gestalt des Menschen, ist ein wiederkehrendes Thema im Schaffen von Barnabus Arnasungaaq. Massige, in sich geschlossene Körper zeigen das typische Bild des Inuk, der sich im traditionellen Parka bekleidet der Kälte seiner harschen Lebensumwelt stellt. Stoische Beständigkeit zeichnen die Skulpturen aus. Gleichzeitig sind sie von einer emotionalen Atmosphäre umgeben. Ihre differenzierte Körpersprache verführt den Betrachter dazu, in den Gesichtern der Figuren Stimmungen und Empfindungen zu lesen und in Zwiesprache mit ihnen zu treten.
Für die nomadisch herumziehenden Jägergruppen des Keewatin Territoriums (nordwestlich der Hudson Bay), waren die späten 1950er-Jahre eine grosse Herausforderung. Mit dem Rückgang der Karibu-Herden und der daraus resultierenden Hungersnot von 1956-1957, beschloss die kanadische Regierung, das Gebiet zu evakuieren und die Inuit in Küstendörfer zu verlegen. Dort erhielten sie nebst medizinischer Betreuung auch die Möglichkeit für eine dauerhafte Besiedlung, um dem Kreislauf der Hungerperioden zu entkommen. Seit der ersten Ausstellung für Kunst aus Keewatin, die 1964 in der Winnipeg Art Gallery gezeigt wurde, führt Barnabus Arnasungaaq sein Kunstschaffen weiter.

John Pangnark (1920-1980)
Kein anderer Inuit-Künstler hat die Abstraktion so ernsthaft zum Thema gemacht wie John Pangnark. Sensible Konturen und die Betonung bewusst ausgearbeiteter Volumen lassen die Skulpturen Pangnarks oft geheimnisvoll und rätselhaft erscheinen. Seine Objekte sind das Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem harten Stein der Region um Arviat. Dieser Stein lässt keine detaillreiche Differenzierungen zu - eine Problematik, die der Künstler mit anderen Bildhauern der Region teilte. Das Material war dort letztlich der Grund für die Entwicklung des besonderen archischen Stils der Keewaten-Meister.
Der künstlerische Prozess dieser Inuit-Werke beruht vorwiegend auf der Inspiration durch die natürliche Form des Steins. Die Gestaltung des Kunstwerkes ist in diesem Sinne keine bewusste Intention des Bildhauers, der dem Stein einen künstlerischen Plan abringen möchte. Dennoch gelang es Pangnark, vielleicht gerade dank der Beschränkung durch das Material, eine unendliche Variationsbreite ein und desselben Themas hervorzubringen: Der individuellen Gestalt des Menschen.
Pangnark ging ihr auf den Grund und fand eine Vielzahl von Typen, die er teilweise bis zum Unkenntlichen vereinfachte. Die archaische Stille, welche das Werk der Inuit-Künstler ausmacht findet in Pangnarks Umsetzung ihre radikalste Form. Nicht zuletzt spricht aus ihr auch der tiefe Respekt vor der Natur, welche die traditionellen animistischen Vorstellungen der Inuit prägt und die in den «belebten Steinen» Pangnarks mitschwingt.
Der Bildhauer John Pangnark wurde 1920 in Windy Lake, westlich von Arviat geboren. Der Künstler war ein Mitglied der Ihalamiut («Menschen von der anderen Seite»). In den 1950er Jahren zog er nach Arviat, um der Hungersnot zu entkommen. Dort begann er während den 1960er Jahren mit der Bildhauerei. Seine einzigartige Stilistik wurde oft mit Brancusi verglichen. Pangniark erwarb sich sehr schnell internationale Anerkennung für seine Arbeiten. 1970 wurde er als einer von sechs Inuit eingeladen, an der Weltausstellung in Osaka, Japan, seine Werke vorzustellen. Im selben Jahr wurden seine Arbeiten im ehemaligen ‚National Museum of Man' in Ottawa vorgestellt, was Pangnark grosse Anerkennung einbrachte. Bis heute gehört das Werk von John Pangnark zu den seltenen Liebhaberobjekten auf dem Kunstmarkt. Die Galerie Central ist europaweit die einzige Galerie, die Werke von John Pangnark anbieten kann.


Quellenangabe - Texte / Bilder / Videos: Galerie Central, Zürich / Schweiz


Review of Art Zurich 2012


Art Fair Zurich 1999-2012

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