Next Event: ART INTERNATIONAL ZURICH 2024 | 26th Contemporary Art Fair | 11-13 October 2024 Next Event:
ART INTERNATIONAL ZURICH 2024
26th Contemporary Art Fair
11-13 Oct. 2024

ART INTERNATIONAL ZURICH 2010


Galerie Fishpiece


MARCK

Videosculptures

Die Videoskulpturen des Schweizer Künstlers MARCK sind mehr als eine simple Kombination von Video und Skulptur: Sie sind die logische Folge einer intensiven Auseinandersetzung MARCKs mit Filmen und Videos, multimedialen Projekten, Performances, Musik und skulpturalen, kinetischen Objekten. Lange Jahre der Arbeit mit diesen Medien haben ihm ihre Grenzen und Möglichkeiten aufgezeigt und somit das Fundament für jene Werke geschaffen, die seit 2001 entstanden sind. Ausschlaggebend für die Videoskulpturen war unter anderem seine Unzufriedenheit mit der langweiligen Präsentation von Filmen auf Monitoren, weshalb er schließlich begonnen hatte, diese umzubauen, um einerseits dem Medium Skulptur ihre Statik zu entziehen und andererseits dem Medium Film / Video reale Grenzen zu setzen.

Zentraler Aspekt in MARCKs Werken ist die Auseinandersetzung mit dem Menschen und seiner Gefühlswelt - die Suche nach einer Verknüpfung zwischen äußeren Einflüssen und inneren Zuständen. Seine Akteure sind immer Frauen, die sich des künstlerischen (und künstlichen) Raumes um sie herum bewusst sind und diesen mit ihrem Körper ausloten. Mitunter wirken sie eingesperrt wie in den Installationen "Frauenkiste" (2007) und "Türkisches Bad" (2009), bewegen sich auf gefährlichem Terrain wie in den Wandobjekten "Dornen" (2008) und "Sichel" (2009) oder zwischen den Elementen Wasser und Luft wie in der Installation "human air system" (2005). MARCK selbst sieht seine Werke als emotional verortete Medienskulpturen, die nicht nur physische, sondern auch psychische Grenzen ausloten.

Die Frauen in MARCKs Video-Installationen sind in engen Räumen eingesperrt. Sie fungieren als Symbol für jenen eingeschränkten, gesellschaftlichen Handlungsraum, in dem sich Frauen sehr oft wiederfinden, ebenso wie für Muster zwischengeschlechtlicher Beziehungen und Kommunikation. Die Frauen sind in ihrer Bewegung eingeschränkt, nutzen diese aber um die engen Räume, die ihnen zur Verfügung gestellt wurden, zu erforschen - in der Hoffnung, dass sich deren Grenzen und physische Beschränkungen durch ihre Aktionen auflösen mögen.

Die jüngste Installation des Künstlers erweitert den physischen um einen historisch-soziokulturellen Raum: In "Maria" (2009) sucht eine junge Frau das Kostüm der Heiligen Jungfrau abzulegen, sich aus ihrer beschützenden Geste und somit dem ihr anhaftenden Frauenbild zu befreien. Dennoch möchte MARCK seine Kunst nicht als Sprachrohr für typische und vermeintlich offensichtliche Frauenthemen sehen, sondern wählt die Frau als Symbol für seine gesellschaftlichen Beobachtungen. Seine Werke sollen keine Antworten geben, nicht gezielte Interpretationen zu bestimmten Themen liefern, sondern Fragen aufwerfen und Überlegungen anregen.

Die ihm zur Verfügung stehenden technischen Mittel erlauben es MARCK Grenzen der Wahrnehmung zu überschreiten. Das Video ist nicht nur Überbringer einer Botschaft, einer visuellen Nachricht, sondern erhält mit dem skulpturalen Rahmen eine räumliche Dimension, die er wiederum zu durchbrechen sucht, indem er z.B. in "Dusche" (2008) Wasser aus dem Rahmen austreten, in "Sichel" (2009) ein Pendel aus dem Lichtkasten schwingen lässt oder in "Kreuz" (2009) eine gekreuzigte Frau aus Videofragmenten zusammen setzt. Zufälligkeiten lässt er dabei nicht zu, sondern baut auf exakten inhaltlichen und technischen Vorstellungen auf. Die Technik an sich steht jedoch nicht im Vordergrund, sondern ist nur Mittel zum Zweck - ein Organ für MARCKs Beobachtungen und seinen Drang, bestimmte Gefühle zu evozieren.

MARCKs Videoskulpturen und -installationen offerieren uns BetrachterInnen Möglichkeiten, unsere physischen und psychischen Einschränkungen (neu) wahrzunehmen und zu durchbrechen.

Text: Tina Teufel, Kunsthistorikerin Salzburg


Stefan Waibel

Alpenwarriors

Stefan Waibels Serie der "Alpenwarriors" (2004 / 2007) sind zum Teil übermalte Fotografien von Kühen und Rindern aus den Vorarlberger und Tiroler Bergen. Seine künstlerische Praxis der abstrakten Malerei setzt der Maler, Zeichner und Fotograf hier auf einem Untergrund fort, der die Leere einer Tabula Rasa ähnelnden Leinwand mit einer Fotografie austauscht. Der künstlerische Prozess manifestiert sich nun beim Akt des Fotografierens und später bei der Übermalung.

Beim Übermalen wird die Fotografie, das hintergründige realistische Bild einerseits verdeckt, andererseits akzentuiert. Die Übermalung ist weniger - wie beispielsweise bei Arnulf Rainer - aktionistische Entäußerung, die emotionale Befindlichkeiten visualisiert, aber doch subjektiver Ausdruck, der mit dem Realismus der Fotografie bricht und dem ausgewählten und festgehaltenen Motiv etwas hinzufügt.

Die poppigen Farben, häufig Primärfarben, die Stefan Waibel zum Übermalen verwendet, werden durchaus flächig aufgetragen und heben das Tier im Portrait hervor. Besonders die Augen erscheinen in einer Intensität und Eindringlichkeit, die den titelgebenden "Warriors" gerecht zu werden scheint. Dabei verströmen sie eine Kraft, ja fast ein Furchterregen, das im Gegensatz zur geografischen Region und der Unberührtheit des Landes steht und den Kontrast von Heil / Heimat und Bedrohung, von Natur und Kunst zeigen.

Wie von seinen abstrakten, gesprühten Bildern gewohnt, treffen wir auch bei den "Alpenwarriors" auf die kaum sichtbaren Punkte, die Stefan Waibel quasi als Schlusspunkt seinen Werken hinzufügt. Ähnlich wie eine Signatur dienen sie als Marken der Identifikation und Wiedererkennung. Fast manieriert zeitigen sie die Präsenz des vollendenden Subjekts.

Text: Angela Stief


Quellenangabe / Texte: Galerie Fishpiece, CH-Zürich, 2010


Review of Art Zurich 2010


Art Fair Zurich 1999-2010

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